Internationaler Versand für KMUs per DHL: DDP, PDDP und DAP verstehen (Stand 29.09.2025)
Hinzugefügt am 29.09.2025
Für kleine und mittelständische Händler, die international verkaufen, ist das Thema Zoll und Steuern oft kompliziert. Besonders beim Versand in die USA, UK, Norwegen oder die Schweiz müssen Händler wissen, wer welche Kosten trägt und wie die Zollabwicklung funktioniert. Dieser Artikel versucht mit Fokus DHL, die wichtigsten Begriffe, Abläufe und Unterschiede zu erklären.
1. Die wichtigsten Lieferbedingungen aus dem Standard "Incoterm" (ICC)
DDP – Delivered Duty Paid
- Bedeutung: Der Händler zahlt alle Transport-, Zoll- und Steuerkosten bis zum Empfänger.
- Vorteil: Der Kunde bekommt das Paket ohne Zusatzkosten.
- Nachteil: Der Händler trägt das volle Risiko und muss Zollformalitäten erledigen. Alle Kosten werden vom Händler eingezogen.
Beispiel: Ein US-Kunde bestellt bei einem deutschen Händler. Mit DDP zahlt der Händler Zoll und US-Einfuhrsteuer. Der Kunde sieht keine Zusatzkosten.
PDDP – Paperless Delivered Duty Paid
- DHL-spezifischer Service für DDP-Sendungen.
- Besonderheit: Alle Zollformalitäten laufen digital und papierlos.
- Vorteil: Schneller, automatisiert, besonders für E-Commerce mit hohem Sendungsvolumen.
- Nachteil: Nur über DHL verfügbar.
Kurz: PDDP = DDP als DHL-Service
DAP – Delivered At Place
- Der Händler liefert das Paket an einen Ort im Bestimmungsland, ohne Zollabgaben zu zahlen.
- Wer zahlt: Der Empfänger.
- Vorteil: Weniger Aufwand für den Händler.
- Nachteil: Empfänger kann von Zollgebühren überrascht werden; Paket wird ggf. zurückgeschickt, wenn er nicht zahlt.
2. Versand in die USA
Seit 29.08.2025 gibt es keine De-Minimis-Grenze mehr (früher 800 USD).
- Folge: Jede Sendung unterliegt nun Zöllen und Steuern.
- PDDP-Pflicht (DHL): Für Sendungen ≤ 800 USD muss der Händler alle Abgaben vorab übernehmen.
- DAP ist nicht möglich: Der Empfänger kann keine Zollgebühren zahlen; sonst wird das Paket zurückgeschickt.
- Kostenabschätzung: Bei Labeldruck oder über die DHL-API kann der Händler nur eine Schätzung der Abgaben sehen. Die exakten Kosten stehen erst fest, wenn der US-Zoll die Sendung bearbeitet hat. DHL tritt dann ggf. in Vorlage und rechnet nachträglich mit dem Händler ab.
3. Versand in UK, Norwegen und Schweiz
Land | Freigrenze | Wer zahlt | DDP möglich? | DAP möglich? |
---|---|---|---|---|
USA | 800 USD | Händler | Pflicht bei ≤800 USD | Nein |
UK | 135 GBP | Händler bei ≤135 GBP; sonst wahlweise | Ja | Ja (nur >135 GBP) |
Norwegen | 3.000 NOK (VOEC) für kleine Waren | Händler oder Empfänger | Ja | Ja |
Schweiz | 65–200 CHF je nach Ware | Händler oder Empfänger | Ja | Ja |
In Norwegen gibt es das VOEC-System: Für kleine Sendungen kann der Händler die Mehrwertsteuer bereits beim Verkauf einziehen, sodass der Versand schneller und zollfrei erfolgt.
4. Praktische Auswirkungen für KMU-Händler
- USA-Versand: DAP unmöglich; nur DDP/PDDP erlaubt. US-Kunde zahlt keine Zollabgaben. Kosten müssen vom Händler kalkuliert werden.
- UK, Norwegen, Schweiz: Händler kann DDP oder DAP wählen, je nach Freigrenze und Zielgruppe.
- Preisgestaltung: Plattformen (z. B. eBay, Amazon) verlangen häufig, dass die Zölle in den Verkaufspreis einberechnet werden. Eigene Shops müssen ggf. lokalisierte Preise oder Versandkostenzuschläge einsetzen. Tools und API-Lösungen helfen bei der Schätzung und Abwicklung der Abgaben.
5. Ablauf bei DHL PDDP
- Versandvorbereitung: Händler gibt HS-Code, Warenwert und Ursprungsland ein. DHL erstellt die digitale Zollanmeldung.
- Datenübermittlung an US-Zoll
- DHL-Abrechnung an Händler: DHL zahlt ggf. Abgaben vor und stellt dem Händler die Rechnung.
- Lieferung an Empfänger: US-Kunde sieht 0 USD Zoll, Paket kommt direkt an.
- API-Lösungen: PDDP über DHL Express oder eCommerce verfügbar, DHL Parcel DE Shipping API nutzt hier 'DDP' (neu in 09/2025). Aktuell allerdings bei DHL nur in Form des "DHL Paket International" und nicht als "Warenpost International" verfügbar.
Fixpunkte für Kosten: Vor dem Versand ist nur Schätzung möglich. Nach der Zollbearbeitung sind die Kosten final. Schätzungen sind mit Hilfe von Lösungen basierend auf Verbindungen zu Datenbanken wie HTSUSA (Harmonized Tariff Schedule) möglich.
Fazit
Für KMU-Händler gilt: Wer international verkaufen will, muss Incoterms, lokale Freigrenzen und Zollpflichten kennen. PDDP/DDP macht es in den USA Pflicht, Kosten vorab zu übernehmen, während in Norwegen, der Schweiz und UK DAP als Option bestehen bleibt. Automatisierte Prozesse über DHL-APIs erleichtern die Zollabwicklung, ersetzen aber nicht die Kalkulation der Gesamtkosten. Und ja - das Einpreisen bei den eigenen Artikeln führt bei der späteren Zollabgabe zum Zinseszinseffekt.
Über HissenIT
HissenIT entwickelt seit vielen Jahren sichere E-Commerce- und Digitalisierungslösungen. Mit PaketConnector und PaketConnector Desktop stehen beispielsweise erprobte DHL-International-Versandlösungen bereit inkl. Support für CN22/CN23. Auch automatisierte Datenimport- und Datenexportlösungen gehören zu unserer Expertise.